So war´s anno dazumal
Schaudepot St. Katharinental
Bis 1869 lagerte im Kornhaus der einstigen Klosteranlage St. Katharinental in Diessenhofen Getreide. Die Funktion der geschützten Lagerung kostbaren Guts hat das Speichergebäude bis heute behalten: Seit 1997 dient es als Schaudepot für die Volkskundliche Sammlung des Historischen Museums Thurgau.
Das Schaudepot St. Katharinental ist schweizweit einzigartig: Über 10.000 Originale zu Landwirtschaft, Weinbau, Transport, Gewerbe, Handwerk, Haus arbeit und Wohnen zeugen von einer Zeit ohne Smartphone, Rasenroboter und elektroscooter. Das i-Tüpfelchen des kulturtouristischen Ausflugsziels ist die idyllische Lage am Rheinufer: Neben einem vielseitigen kulturellen Angebot bietet das weitläufige Areal die Möglichkeit, das Freizeiterlebnis mit einer Schifffahrt, dem Verweilen auf der Café-Terrasse am Rhein, einem Picknick oder einem Spaziergang zu verbinden.
Mehr als nur Museumsobjekte
In grossen Körben warfen die Bauern das Korn schwungvoll in die Luft, um die leichteren Hülsen und Stängelteile vom Getreide abzulösen. Um buchstäblich die Spreu vom Weizen zu trennen, musste im 18. Jahrhundert viel Kraft aufgewendet werden. Einfacher ging es später mit einer Maschine aus Holz, die durch das Drehen an einer Kurbel einen Windstoss erzeugte. Die leichteren Teile des Korns wurden weggepustet, das gereinigte Getreide fiel durch einen Trichter in eine Wanne
– und dies alles ohne schweisstreibende Arbeit. Wenn Besucherinnen und Besucher im Schaudepot St. Katharinental diese innovative Maschine sehen, sind sie meist irritiert. Wieso wird diese Bauernschinder genannt, wenn sie doch eine Arbeitserleichterung mit sich brachte? Beispiele wie dieses zeigen, was die Objekte im Schaudepot St. Katharinental besonders macht. Es sind die Geschichten, für die sie stehen: Mit dem Einsatz des Bauernschinders und der gleichzeitigen Reduktion der physischen Anstrengung mussten die Bauern ihre Pausen verkürzen. Ausserdem brachte ihnen die vereinfachte Arbeit weniger Lohn ein. Anstatt zu einer Erleichterung entwickelte sich das neue Gerät zur Last. Ausgestellt ist also nicht nur ein Gerät, sondern mit ihm ein Teil des Lebens und der Sorgen eines Arbeiters aus jener Zeit.
Zurück in die Vergangenheit
An geführten Entdeckungstouren gehen Gäste im Schaudepot St. Katharinental auf Tuchfühlung mit der Geschichte und lernen Gebrauchsgegenstände des Alltags vom 17. bis zum 20. Jahrhundert kennen. Das ländliche Leben wird in geradezu enzyklopädischer Weise auf über 2.000 Quadratmetern veranschaulicht. Kleinteilige Gegenstände, wie Ochsennägel, Teuchelzwingen oder Schröpfköpfe, sind auf den vier thematisch gegliederten Ebenen genauso zu finden wie grosse Kutschen
und Fuhrwerke. Teils dürfen die Gäste selbst an Kurbeln drehen, an Hebeln ziehen oder auf alten Stühlen Probe sitzen. Einige der Exponate werden bei dem einen oder der anderen Erinnerungen an die eigenen Vorfahren hervorrufen. Die Tour wird dadurch zu einem ganz persönlichen Erlebnis.
Vielfältiges Erleben
Auf der Suche nach Abgeschiedenheit siedelte sich im 13. Jahrhundert eine Glaubensgemeinschaft von Frauen auf dem heutigen Areal an, isoliert von der Stadt Diessenhofen. Bald schon erfolgte die Gründung eines Klosters, das sich zu einem spirituellen Zentrum entwickelte. Das intakte architektonische Erbe inmitten der Natur macht das besondere Cachet von St. Katharinental aus. Die Klosterkirche mit ihrer prunkvollen Ausstattung, ein Barockjuwel aus dem 18. Jahrhundert, bewundern Gäste an Führungen. Eindrücke zum Leben der Dominikanerinnen sowie zur Baugeschichte der Kirche gewinnen sie im Kleinen Hausmuseum. Überdies finden Hochzeitspaare hier eine romantische Kulisse für ihren besonderen Tag: Ohne modernes Inventar wie elektrisches Licht wird die Hochzeitsgesellschaft in die Blütezeit des Klosters zurückversetzt. Auf Anfrage steht ein thematisch vielfältiges Angebot mit kulturellen und kulinarischen Perlen zur Verfügung, das inspirierende Stunden in einer herrlichen Gegend verspricht.
Schaudepot St. Katharinental
Tel. +41 58 345 73 80
www.historisches-museum.tg.ch
Klosterkirche St. Katharinental und Kleines Hausmuseum
Tel. +41 58 345 67 00 oder +41 79 888 19 13
betty.sonnberger@tg.ch
www.denkmalpflege.tg.ch > St. Katharinental