KlimaWandel
Wie der Weg zur klimaneutralen Stadt gelingen soll

Text: Elena Oliveira, Konstanz Magazin 2022/23

Das Konstanzer Klimaziel lässt sich schnell auf den Punkt bringen: Bis 2035 soll die Stadt weitgehend klimaneutral sein. Das ist im Vergleich zum bundesweiten Ziel einer Klimaneutralität bis 2045 extrem ambitioniert, aber notwendig, um als Stadt einen fairen Beitrag zum Ziel des Pariser Klimaabkommens zu leisten: Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 2 °C. Konstanz zählt damit zu den Vorreiterstädten in Deutschland. 

Weitaus größeres Kopfzerbrechen als die Einigung auf das Zieljahr bereitete die Frage: Wie kann die Stadtgesellschaft gemeinsam dieses ehrgeizige Ziel erreichen?

Wozu eine Strategie?

Am 23. Juli 2020 hatte der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, mit Unterstützung durch das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) eine Klimaschutz-strategie auszuarbeiten, die aufzeigt, wie die Entwicklung in Richtung einer weitgehenden Klimaneutralität gelingen kann. Mit Beschluss des Gemeinderats vom 11. März 2021 erfolgte  eine  Festlegung  auf  das  Klima-Plus-Zielszenario. Dieses sieht die weitgehende Klimaneutralität bis 2035 vor. Auf Grundlage dieses Beschlusses sowie der daran anknüp-fenden  Workshops  zu  den  wesentlichen  Handlungsfeldern konnten  die  Klimaschutzstrategie  und  der  dazugehörige Maßnahmenkatalog fertiggestellt werden. Die gesamtstäd-tische Klimaschutzstrategie wurde am 25. November 2021 durch den Gemeinderat beschlossen. Sie dient als maßgebliche Handlungsgrundlage für die städtischen Klimaschutz-bemühungen der kommenden Jahre.

Klimaneutral – aber wie?

Weitgehende  Klimaneutralität  bis  2035  bedeutet  konkret: Die Treibhausgasemissionen in Konstanz müssen um 91 % gegenüber 2018 reduziert werden. Im Jahr 2018 lag die gesamtstädtische  Treibhausgasbilanz  in  Konstanz  bei  etwa 428.000  Tonnen  CO2-Äquivalenten.  Der  überwiegende  Teil entfällt  auf  private  Haushalte  (43  %),  den  Gewerbebereich (32 %) sowie den Verkehr (20 %). Auf alle EinwohnerInnen verteilt entspricht dies 5 Tonnen CO2-Äquivalenten pro EinwohnerIn  und  Jahr.  Diese  5  Tonnen  CO2-Äquivalente  pro Kopf müssen auf unter 0,5 Tonnen sinken.

Maßnahmenkatalog

Um den gesamtstädtischen Treibhausgasausstoß entsprechend zu reduzieren, führt der Maßnahmenkatalog der Klimaschutzstrategie 61 Maßnahmen auf, verteilt auf fünf Handlungsfelder.

1. Strategie und Planung

Das Handlungsfeld Strategie und Planung bildet den Rahmen für einen effektiven Klimaschutz. Organisatorische Maßnahmen und eine solide finanzielle Grundlage ermöglichen  ein  zielführendes und dauerhaftes Engagement für den Klimaschutz. Im Handlungsfeld Strategie und Planung liegt der Fokus vor allem auf einer weiterführenden Finanzierung sowie einer Erweiterung der Personalressourcen im Klimaschutz bei gleichzeitiger Einbettung in effiziente Bearbeitungsstrukturen (Klimaschutz als Querschnitts- und Steuerungsaufgabe).

2. Gebäude

Um die Klimaschutzziele der Stadt zu  erreichen, müssen der Energiebedarf und der CO2-Ausstoß der Konstanzer Gebäude drastisch gesenkt werden. Hohe Sanierungsraten im Gebäudebestand, beispielsweise durch Fassadendämmungen, leisten einen entscheidenden Beitrag zur Realisierung der Minderungspotenziale. Um die Klima-Plus-Ziele  zu erreichen, müssen zudem bis 2035 sämtliche Heizungsanlagen auf erneuerbare Energien umgestellt werden und das Photovoltaik-Ausbaupotenzial auf den Gebäuden vollständig erschlossen sein.

3. Nachhaltige Energieversorgung

Bis 2035 muss das gesamte Energiesystem in  Konstanz auf eine nahezu fossilfreie Versorgung umgestellt werden. Das bedeutet, dass sowohl die Wärmenetze als auch die Einzelversorgung von Gebäuden überwiegend mit strombasierten Wärmepumpen betrieben werden, die ihre Wärme aus der Umgebung (Sonne, Luft, Wasser, Erde) oder aus sonstigen Abwärmequellen holen. Zur Unterstützung dieser Systeme ist der massive Ausbau der Photovoltaik in Konstanz und der Windkraft in der Region nötig.

4. Bewusstseinsbildung, Konsum und Freizeit

Die  Klimaschutzziele  können  von  Politik,  Verwaltung  oder weiteren Akteuren in Konstanz nicht alleine erreicht werden. Grundlage einer erfolgreichen Umsetzung sind die BürgerInnen, die sich aktiv an vielen verschiedenen Maßnahmen beteiligen und durch ihr klimaschonendes Verhalten die Umsetzung erst ermöglichen.

5. Mobilität

Dreiviertel  aller innerstädtischen Wege legen die KonstanzerInnen bereits im sogenannten Umweltverbund, also zu Fuß, per Rad oder mit dem ÖPNV zurück. Für das Ziel der Klimaneutralität ist es erforderlich, den Pkw-Verkehr im Stadtgebiet zu halbieren und die Verkehrsleistung im ÖPNV zu verdoppeln. Damit mehr Menschen vom eigenen Auto auf den ÖPNV oder das  Fahrrad  umsteigen,  muss  die  Nutzung  des  Umweltverbunds  noch  attraktiver  gestaltet  werden.  Der  verbleibende Pkw-Bestand wird zu 67 % elektrisch angetrieben. Neben Rahmenbedingungen auf EU- und Bundesebene ist der rasche Ausbau der Ladeinfrastruktur dafür zentral.

Zusammen fürs Klima

Die Klimaschutzstrategie richtet sich nicht nur an die Verwaltung und Beteiligungen, sondern auch an alle Bürgerinnen und Bürger. Denn nur gemeinsam ist das wichtige Ziel zu erreichen – jeder Beitrag zählt!

Weitere Infos zur Klimaschutzstrategie der Stadt Konstanz unter www.konstanz.de/klimaschutzstrategie