Bodensee Kapitän
Letzte Fahrt nach 40 Jahren

Ein Bodenseekapitän geht von Bord

Nach über 40 Jahren macht Oberkapitän Erich Hefti seine letzte Fahrt über den Bodensee ... Und er hat viel erlebt.

Bodensee im Dezember 2021: Erich Hefti tritt an das Steuerpult. Die Fähre erzittert leicht, der Motor brummt und die MF Euregia legt langsam ab. Die letzte Fahrt des Oberkapitäns von Friedrichshafen nach Romanshorn startet. Der See und die Schifffahrt, sagt er mit Blick über das Wasser, waren seine Berufung. Neben Wetterkapriolen und Trauungen an Bord hat er einiges auf dem See erlebt.

40 Jahre lang hat er auf und mit dem Bodensee gearbeitet - nun geht eine Ära bei der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt (SBS) zu Ende. Hefti hat eine jahrzehntelange nautische Karriere hinter sich: Matrose, Maschinist, Ausbilder, Oberkapitän, Leiter Nautik und Werft und Mitglied der Geschäftsleitung der SBS.

Nach 40 Jahren beendet der Kapitän mit einer letzten Fährfahrt von Friedrichshafen nach Romanshorn seinen Dienst. Der See und die Schifffahrt waren seine Berufung, erzählt er. Neben Wetterkapriolen und Trauungen an Bord hat er einiges auf dem Bodensee erlebt.

Auch mit 4 Jahrzehnten Erfahrung auf dem See muss sich Erich Hefti an diesem Dienstagmittag bei der Ausfahrt aus dem Friedrichshafener Hafenbecken noch konzentrieren.

Der See ist grau an diesem Tag, leichte Wellen kräuseln die Oberfläche.

Bewegtes Wasser wie dieses sei mit sein liebster Anblick, erzählt der Oberkapitän: „Natürlich liebe ich auch Sonnenschein und glitzerndes Wasser. Die Abwechslung auf dem Bodensee ist das Besondere.“ Auch sei ihm Sturm zum Navigieren lieber als Nebel.

Ein Unwetter sei ihm in all den Jahren besonders in Erinnerung geblieben, berichtet Hefti: Noch in der Ausbildung war er bei einer Charterfahrt in Richtung Langenargen dabei, als heftiger Wind zu hohen Wellen führte. Es sei zu keiner Zeit wirklich gefährlich geworden, aber den ein oder anderen Fahrgästen wurde schlecht. „An dem Tag habe ich sehr viel über das Navigieren gelernt“, erinnert sich Hefti.

100 Trauungen an Bord

Ganz besonders in Erinnerung bleiben ihm auch die 100 Paare, die Erich Hefti an Bord der Charterschiffe getraut hat. Eines von ihnen fährt auch extra bei seiner letzten Fahrt über den See an Bord der Euregia mit. Rahel Reiter und Stefan Meier haben vor sieben Jahren im Sommer 2014 auf der MS Säntis „Ja“ gesagt. Die Traurede und die Zeremonie hat Erich Hefti speziell auf die beiden konzipiert.

„Das war einfach ein toller Tag“, erinnern sich die beiden. Die Sonne schien, Freunde fuhren mit eigenen Segelbooten ein Spalier, die Rundfahrt über den See rundete die Trauung ab. Ein Erlebnis, das das Paar immer mit „ihrem“ Kapitän verbinden werden. „Trauungen waren natürlich immer besonders emotional, ich habe die Paare und ihre Geschichte kennengelernt“, erinnert sich Hefti.

Die beiden Eheleute aus Romanshorn sind nicht die einzigen Fahrgäste, die extra für Erich Hefti eine Fahrt hin und wieder zurück über den See mitmachen und Geschenke bringen. Der letzte Arbeitstag an Bord wird für den Oberkapitän ein Abschiedsfest in Etappen.

Privat kein eigenes Boot

Um 19.30 Uhr am Dienstag bringt er die Fähre schließlich ein letztes Mal sicher in den Hafen nach Romanshorn zurück. Privat besitzen er, seine Frau und die beiden Töchter kein Boot. Das Wasser werde ihn weiter begleiten, natürlich, schließlich wohnt er ja am See, sagt Hefti. Aber nun freut er sich darauf, mehr Zeit zu Hause mit der Familie zu verbringen - und in den Bergen.

Text und Bild: Schwäbische.de