Kloster und Kirchen der Reichenau
Im Lauf der Zeit

Das Kloster auf der Insel im Untersee war einst ein wichtiges geistliches Zentrum. Die romanischen Kirchen und die Prachthandschriften der Reichenauer Malschule zeugen von der Bedeutung der Insel im Mittelalter. 1300 Jahre nach Klostergründung feiert die Insel Reichenau Jubiläum – mit einer Großen Landesausstellung, in der unter anderem fünf zum Weltdokumentenerbe der UNESCO zählende Handschriften gezeigt werden, und vielen weiteren Veranstaltungen und Projekten der Reichenauer Bürgerinnen und Bürger selbst. Das Motto: „Wir knüpfen ein Band“.

 

Mit der Klostergründung im Jahr 724 durch den Heiligen Pirmin begann auf der Reichenau die sogenannte goldene Zeit. Zu Zeiten der Karolinger waren die Klöster im Reich politische Außenposten, die karolingische Grundidee wurde transportiert und die Äbte waren im Auftrag von Karl dem Großen diplomatisch unterwegs. Die Reichenau war zudem eine Eliteuniversität der damaligen Zeit mit der damals größten Bibliothek im karolingischen Reich. Ministerialbeamte der karolingischen Regierung wurden hier ausgebildet. Und natürlich war das Kloster auch ein geistliches Zentrum mit dem Anspruch, die Alemannen zum christlichen Glauben zu bekehren. Das Kloster hat einige der bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit hervorgebracht. Zum Beispiel Walahfrid Strabo, der wohl das beste Latein der damaligen Zeit schrieb.

 

Im Anschluss an diese Epoche entwickelte sich bis ins 11. Jahrhundert hinein ein Zeitalter, in dem das Kloster Reichenau zu einem Zentrum der ottonischen Kunst wurde. Auf der Reichenau werden die schönsten Bücher gemacht, berühmte Handschriften wie das Evangeliar Ottos III. oder das Perikopenbuch Heinrichs II. entstehen. Die Reichenauer Buchmalerei ist gewiss mit das Prächtigste, was unter den ottonischen Kaisern und Königen geschaffen wurde. Im Skriptorium des Klosters entstanden Handschriften von großer Schönheit, deren Ästhetik die ottonische Kunst maßgeblich geprägt hat. Zehn von ihnen sind 2003 von der UNESCO in das Verzeichnis des „Weltdokumentenerbes“ aufgenommen worden.

Kirchen der Insel

Wer über die herrliche Allee hinüber auf die Insel Reichenau gelangt, kommt nicht an ihnen vorbei: Die drei romanischen Kirchen auf der Insel sind Meisterwerke ihrer Zeit. In der Schatzkammer der ältesten Kirche, dem Münster „St. Maria und Markus“, sind heute zahlreiche Reliquienschreine und weitere Kultgegenstände zu sehen. Die noch heute sichtbare Malerei in der Apsis in der dreischiffigen Basilika „St. Peter und Paul“ stammt aus den Jahren 1104-1105. Zum Trio gehört auch die Kirche St. Georg mit ihren berühmten Wandmalereien. Acht Wandbilder im Mittelschiff zeigen Wundertaten Jesu und illustrieren die Macht Jesu über Naturgewalten, Krankheiten, Leben und Tod. Sie entstanden Ende des 10. Jahrhunderts und stehen in engem Zusammenhang mit der im Reichenauer Skriptorium entstandenen Buchmalerei.

Große Landesausstellung

Die Ausstellung "Welterbe des Mittelalters" im Archäologischen Landesmuseum Baden- Württemberg in Konstanz lässt die faszinierende Geschichte des Klosters Reichenau durch herausragende Kunstwerke lebendig werden.

Ein besonderes Highlight sind die prachtvollen Handschriften aus dem Reichenauer Skriptorium. Die Ausstellung wird ergänzt durch eine Vielzahl kostbarer nationaler und internationaler Leihgaben, zum Beispiel zwei Elfenbein- Reliefs aus dem Louvre, eine Chorschrankenplatte aus Venedig und der sogenannte Egbert-Schrein aus dem Trierer Domschatz.

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Wir knüpfen ein Band

Zum Jubiläum möchten die Reichenauer ein physisches und symbolisches Band knüpfen zu Nachbarn und Feriengästen. An fünf Stellen, in der Tourist-Information, im Rathaus und in der Evangelischen Heilig-Geist-Kirche sowie in der Markthalle Reichenau und im Siedlerheim der Waldsiedlung. Im Rahmen einer großen Schlussaktion werden die Bänder zu einem großen Band zusammengeknüpft.